Unser Leben
als Schwestern

Dienst

Wie Jesus seine Apostel sandte, in seinem Namen zu den Menschen zu gehen, ihnen von der Nähe des Himmelreichs zu erzählen und Kranke zu heilen, so bin ich als Jüngerin gesandt, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, die Gemeinschaft des Glaubens aufzubauen und mich im Dienst hinzugeben, um anderen zur Fülle des Lebens zu begleiten.

So gehört zum Schwester-Sein untrennbar auch das Gesandt-Sein in einen Dienst, zu dienen dazu.
Je nach Ausrichtung und Spiritualität der Ordensgemeinschaft kann das z. B.

  • in kontemplativen Gemeinschaften ein Dienst im Verborgenen (Paramente herstellen, Gartenarbeit, Übersetzungsarbeiten …),
  • in aktiven Ordensgemeinschaften ein gemeinsamer Dienst in einer Ordenseinrichtung (Schule, Spital, Mutter-Kind-Heim …) und / oder
  • eine Anstellung bzw. ein Ehrenamt außerhalb der eigenen Gemeinschaft gemäß der Ausrichtung der eigenen Ordensgemeinschaft sein.

Letztlich geht es aber nicht darum, was ich als Schwester mache, sondern um das Warum (Was bewegt mich?), das Für Wen (Wer bewegt mich? Für wen bewege ich mich?) und das Wie (Wie bewege ich mich, diene ich?).

Für wen gehst du?

In Ropschitz, Rabbi Naftalis Stadt, pflegten die Reichen, deren Häuser einsam oder am Ende des Ortes lagen, Leute zu dingen, die nachts über ihren Besitz wachen sollten. Als Rabbi Naftali sich eines Abends spät am Rande des Waldes erging, der die Stadt säumte, begegnete er solch einem auf und nieder wandelnden Wächter.
„Für wen gehst du?“ fragte er ihn. Der gab Bescheid, fügte aber die Gegenfrage daran: „Und für wen geht Ihr, Rabbi?“ Das Wort traf den Zaddik wie ein Pfeil. „Noch gehe ich für niemand“, brachte er mühsam hervor, dann schritt er lange schweigend neben dem Mann auf und nieder. „Willst du mein Diener werden?“ fragte er endlich. „Das will ich gern“, antwortete jener, „aber was habe ich zu tun?“ „Mich zu erinnern“, sagte Rabbi Naftali.
(Der Wächter – Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim, Zürich 1949)